9. Warnung vor Verurteilung

1 »Verurteilt niemand, damit auch ihr nicht verurteilt werdet. 2 Denn so, wie ihr über andere urteilt, werdet ihr selbst beurteilt werden, und mit dem Maß, das ihr bei anderen anlegt, werdet ihr selbst gemessen werden. 3 Wie kommt es, dass du den Splitter im Auge deines Bruders siehst, aber den Balken in deinem eigenen Auge nicht bemerkst? 4 Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: ›Halt still! Ich will dir den Splitter aus dem Auge ziehen‹ – und dabei sitzt ein Balken in deinem eigenen Auge? 5 Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem eigenen Auge; dann wirst du klarsehen und kannst den Splitter aus dem Auge deines Bruders ziehen.« 6 »Gebt das Heilige nicht den Hunden, werft eure Perlen nicht vor die Schweine! Sie könnten sonst eure Perlen zertrampeln und sich dann gegen euch selbst wenden und euch zerreißen.« — Matthäus 7, 1-6 

Jesus verbietet uns nicht, ein gesundes geistliches Urteil zu haben. Im Gegenteil, wir sollen fähig sein, beurteilen zu können, was wahr und was falsch ist. Als Nachfolger Jesu sollst Du nicht nur Dich selbst im Licht Gottes beurteilen und nötigenfalls richten, sondern auch das, was anderes auf geistlichem Gebiet auf Dich zukommt. Darüber hinaus hat auch die Kirche die Verantwortung, Böses in aller Entschiedenheit zu verurteilen und diejenigen, die in einer falschen Gesinnung oder einem falschen Zustand festhalten, zu richten. Diese Arten des „Gerichts“ sind im Leben und in unserer Gemeinschaft als Christen absolut notwendig – zur Ehre Gottes und für geistliche Gesundheit und geistliches Wachstum. Es sind unerlässliche und hilfreiche Stützen unseres Glaubenslebens!

Aber das Richten muss dennoch im Geist der Liebe, Gnade und Demut geschehen, denn Dein erstes Ziel sollte sein, dass das Herz und Gewissen des anderen erreicht und gewonnen werden. Ein „Richtgeist“ ist keine Hilfe, sondern führt nur zu Verbitterung und Verhärtung. Wie oft verurteilst Du andere, bevor Du die Zusammenhänge genau kennst? Wo oft bist Du ungerecht zu anderen, obwohl Du noch gar nicht die Motive des anderen kennst? Wie oft trittst Du heuchlerisch unter dem Deckmantel der Nächstenliebe auf und möchtest in Wirklichkeit nur Dein eigenes Ansehen bewahren? Wie oft bist Du viel zu unbarmherzig, weil Du Schwachheiten direkt als Böses auslegst?

Mit dem Bild des Splitters und Balken im Auge zeigt Jesus uns, wie dumm derjenige ist, der meint, seinen Nächsten von oben herab richten zu können. Nur wenn wir unsere eigenen Sünden im Licht Gottes erkannt und bekannt haben, sind wir in der Lage, andere richtig zu beurteilen. Nur wenn wir selbst im Bewusstsein der Gnade leben, durch die Gott uns alle Sünden vergeben hat und uns als Vater immer wieder vergibt, können wir unserem Nächsten geistlich eine echte Hilfe sein. Du hast Gottes Zusicherung, dass wenn Du in Liebe und Gnade urteilst, auch eine liebevolle Behandlung von ihm als Richter erfahren wirst.

Wir danken Gott, dass er uns immer wieder vergibt.

Wir beten, dass Gott uns hilft, unseren Nächsten im Geist der Liebe, Gnade und Demut zu begegnen und ihnen eine echte Hilfe sein zu wollen.