38 »Ihr wisst, dass es heißt: ›Auge um Auge, Zahn um Zahn.‹ 39 Ich aber sage euch: Setzt euch nicht zur Wehr gegen den, der euch etwas Böses antut. Im Gegenteil: Wenn dich jemand auf die rechte Backe schlägt, dann halt ihm auch die linke hin. 40 Wenn einer mit dir vor Gericht gehen will, um zu erreichen, dass er dein Hemd bekommt, dann lass ihm auch den Mantel. 41 Und wenn jemand von dir verlangt, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh zwei mit ihm. 42 Gib dem, der dich bittet, und weise den nicht ab, der etwas von dir ausleihen möchte.« 43 »Ihr wisst, dass es heißt: ›Du sollst deine Mitmenschen lieben, und du sollst deine Feinde hassen.‹ 44 Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, und betet für die, die euch verfolgen. 45 Damit erweist ihr euch als Söhne eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne über Bösen und Guten aufgehen und lässt es regnen für Gerechte und Ungerechte. 46 Wenn ihr nur die liebt, die euch Liebe erweisen, was für einen Lohn habt ihr dafür zu erwarten? Tun das nicht sogar Leute wie die Zolleinnehmer? 47 Und wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr damit Besonderes? Tun das nicht sogar die Heiden, die Gott nicht kennen? 48 Ihr aber sollt vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.« — Matthäus 5, 38-48
Die Anweisung „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ hatte Gott niemals für persönliche Rache und Vergeltung gegeben. Immer wenn dieses Gesetz im Alten Testament erwähnt wird, steht es im Zusammenhang von Zivilrecht und nicht von einem persönlichen „Wie du mir, so ich dir“. Gott gab dieses Gesetz als eine zivile Beschränkung und nicht als Erlaubnis für persönliche Freiheit. Aber im Laufe der Jahre wurde dieses Gesetz immer mehr falsch ausgelegt und von den Schriftgelehrten und Pharisäern benutzt, um ihre persönliche Rache auszuüben. Die unmöglich zu scheinen Gebote (V. 38-42) sind doch möglich, wenn sie richtig ausgelegt werden. Möglich ist jedoch nicht gleichbedeutend mit leicht. Wir werden aufgefordert, eher etwas auf uns zu nehmen, als uns zu rächen. Wenn uns jemand ausnutzt oder beleidigt oder hinter unserem Rücken über uns spricht oder uns ausschließt, sollen wir „die andere Wange hinhalten“ und uns nicht rächen. Es mag uns verletzen (V. 39), es mag uns etwas kosten (V. 40), es mag uns Unannehmlichkeiten bereiten (V. 41) oder uns zermürben (V. 42). Es wird immer Grenzfälle geben, in denen wir Entscheidungen treffen müssen – manchmal sehr schmerzhafte Entscheidungen. Aber gerade in solchen Situationen, in denen es nicht eindeutig ist, dass wir „die andere Wange hinhalten“ sollen, wollen wir daran denken Gottes Richtlinie ist immer die Gnade.
Wenn wir zusammenfassen würden, was einen Nachfolger Jesu ausmacht, dann würden wir irgendetwas mit Gott lieben und Menschen lieben sagen. Gott tut so viel Gutes und hat nur Gutes für uns im Sinn. Es leuchtet daher ein und fällt in der Regel leicht, dass wir Gott lieben. Menschen lieben ist oft viel herausfordernder. Uns fällt es schon schwer, jemandem freundlich zu begegnen, wenn er unfreundlich mit uns umgeht. Wie sollen wir dann unsere Feinde Lieben können? Es ist menschlich tatsächlich nicht möglich. Jesus kann uns jedoch so eine Liebe schenken, wenn wir uns auf ihn einlassen. Geben wir dem Heiligen Geist die Möglichkeit, ihn wirken zu lassen?
Jesus sagt, dass Gott Gerechte und Ungerechte Menschen gleichermaßen mit Sonne und Regen versorgt, mit anderen Worten segnet. Wenn wir Gott darin ähnlicher werden, können wir Christen ein Vorbild für unsere Mitmenschen sein und durch unser Handeln zeigen, wie sehr Gott Menschen liebt. Würden wir nur die, die uns Liebe zeigen, respekt- und liebevoll behandeln, dann würden wir uns nicht von Leuten, die Jesus nicht kennen und ungerechten Menschen unterscheiden. Dadurch, dass wir anders sind und anders handeln, können Menschen Gott erkennen.
Wir danken Gott, dass er unser Sein und Handeln gebrauchen möchten für Mission in unserem Alltag, in unserem direkten Umfeld.
Wir beten, dass Gott uns mit seiner Liebe für unsere Mitmenschen füllt und wir Gott durch unser Handeln widerspiegeln
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